Weit wie der Himmel by Inez Corbi

Weit wie der Himmel by Inez Corbi

Autor:Inez Corbi [Corbi, Inez]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Jugendroman
Herausgeber: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-08-06T22:00:00+00:00


Kapitel 14

Kat atmete auf, als Josias sich hinter ihr wieder aufrichtete, seine Hände fester um die Zügel schloss und das Pferd antrieb. Das Tier unter ihnen jagte erneut vorwärts, einen Hügel hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter, so schnell, dass Kat sich an der Mähne festhalten musste, um nicht heruntergeworfen zu werden.

Waren sie außer Gefahr? Waren sie den Zulus entkommen? Zumindest konnte Kat keine der schwarzen Krieger mehr sehen. Und ein paar lange, dankbare Momente wollte sie glauben, auch Josias sei nichts passiert.

Aber dann, am Fuß des Hügels, zügelte er sein Pferd. Das Tier wurde langsamer, verfiel in Schritt, bis es schließlich ganz stehen blieb. Kat konnte die Unruhe des Pferdes spüren. Es tänzelte, schnaubte und drehte die Ohren nach hinten.

Josias’ Hände öffneten sich, die Zügel fielen auf den Pferdehals.

Sie vernahm einen rauen Fluch an ihrem Ohr. Erschrocken drehte sie sich halb auf dem Pferderücken um, konnte aber nicht sehen, was Josias tat. Dann hörte sie ihn aufstöhnen – und sah einen Assegai mit blutiger Spitze neben dem Pferd zu Boden fallen.

Erneut lehnte er sich von hinten gegen sie.

»Ich muss …« Er schwankte.

Sie versuchte, ihn zu stützen, aber er war zu schwer für sie, und sie saß ungünstig. Langsam beugte er sich zur Seite und fiel dann wie ein gefällter Baum vom Pferd.

»Josias!«, schrie sie auf.

Sie schwang ein Bein über den Pferdehals und sprang zu Boden.

Das Pferd schoss davon, befreit von der doppelten Last. Kat dachte nicht daran, es einzufangen. Jetzt war nur Josias wichtig. Sie sank neben ihm in das grüne Gras. Um ihn herum bildete sich in beängstigender Geschwindigkeit eine dunkelrote Lache, die sich immer weiter ausbreitete.

»Bleib ganz ruhig liegen«, redete sie auf ihn ein. »Ich … ich hole Mevrouw Bovenkerk, und dann … dann wird alles wieder …« Ihre Stimme brach.

Josias schüttelte schwach den Kopf.

»Es ist … zu … spät …«, stieß er mühsam hervor. »Kat, bitte … nimm das Pferd und … bring dich … in Sicherheit …«

»Nein … Nein, ich lass dich nicht allein!«

»Doch, das … wirst du.«

Er hob eine Hand und berührte ganz leicht ihr Gesicht. Strich mit einem Finger über ihre tränenfeuchte Wange und lächelte. Und das war ein so ungewöhnlicher Anblick bei diesem Mann, dass sie laut aufschluchzte.

»Kat«, flüsterte er kaum verständlich, »ich …«

Blut quoll aus seinem Mund, dann war er still.

»Josias, nein …!«

Aber er hörte sie nicht mehr.

Kat hob den Kopf. Sie war weinend über Josias zusammengesunken, die Hand in sein abgetragenes Lederhemd gegraben. Aber jetzt glaubte sie, ganz in ihrer Nähe erneut das Kriegsgeschrei der Zulus zu hören. Sie kamen zurück! O Herrgott hilf, sie kommen zurück!

Es war zu spät, zurück zum Lager zu rennen, zu spät, sich zu verstecken. Sie saß hier wie auf dem Präsentierteller!

Abgrundtiefe Furcht ballte sich in ihrem Magen zusammen. Sie musste hier weg, aber wohin? Gehetzt sah sie sich um. Josias’ Pferd war verschwunden und sie hatte nicht einmal eine Waffe!

Aber halt – Josias hatte eine. Angsterfüllt begann sie, den toten Körper abzusuchen, bis sie seine Pistole fand. Sie steckte sie seitlich in ihren Hosenbund.



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